Taube des Monats August 2016
23.08.2016


09327-13-9037 Weibchen – eine Amazone der Weitstrecke
Erfahrungsbericht aus der Sicht des Züchters Stefan Pohl – RV Saalfeld

Heute möchten wir gern das Weibchen 09327-13-9037 blau vorstellen. Zu jeder Taube gibt es Geschichten und Begebenheiten zu berichten. Leider werden in diversen Berichten oft die vielen Hintergründe, wie es eigentlich zu den Leistungen unserer gefiederten Athleten gekommen ist, kaum hinterfragt.

Lassen wir doch einfach mal den Züchter und Spieler Stefan Pohl berichten. Er kennt diese „Amazone der Weitstrecke“ wohl am besten. Stefan Pohl ist seit vielen Jahren Mitglied im WSC Mitteldeutschland, errang schon den Titel „Clubmeister“ und zahlreiche vordere Platzierungen. Organisiert ist er in der thüringischen RV Saalfeld. Seit einigen Jahren konzentriert sich der selbstständige Heizungsinstallateur nur noch auf das Weitstreckenspiel.



Foto: Pohl - Sportfreund Stefan Pohl mit seinen beiden Kindern

Stefan Pohl:

Es geht um die Taube 09327-13-9037 Weibchen, auf die ich mächtig stolz bin, ihr Besitzer zu sein. Diese Ausnahmetaube absolvierte in den letzten 3 Jahren 11 Weitstreckenflüge (650 – 1000 Km), von denen sie bei 10 Flügen jeweils einen Preis mit nach Hause brachte und es leider einmal als 9. „Nichtpreistaube“ „nur“ in „Es folgen“ schaffte.

WSC-MDL:

Welche Vorfahren hat denn das Weibchen?

Stefan Pohl:

Väterlicherseits stammt sie aus den stabilen Hartogs-Tauben, die ich über Günter Friebe bzw. Raik Esselborn erhielt. Mütterlicherseits stammt sie aus einer Täubin, die ich im Jahr 2012 bei der Taubensportaufgabe von Uwe Kamp erwarb. In ihren Adern fließt das Blut der Jan Ernest-Tauben. Sie wurde im Jahr 2006 den WSC-Mitteldeutschland zur Verfügung gestellt und Uwe Kamp ersteigerte sie. (Auf den Abstammungen der Elterntiere steht Hans Gerd Paul.)

... Stammbaum 09327-13-9037


WSC-MDL:

Was kannst Du uns über das Weibchen berichten?

Stefan Pohl:

Sie ist ein Weibchen des eher kleineren Typs. Bei ihr passt von Auge über Gefieder bis hin zum Körperbau einfach alles.

WSC-MDL:

Kommen wir doch gleich zum aktuellen Flugjahr 2016. Unter welchen „Umständen“ wurden denn die Wettflugpreise errungen?

Stefan Pohl:

2016 begann ja bekanntlich durch eine witterungsbedingte Flugverschiebung . Ihr erster Flug war L´Aigle, gefolgt von Montoire. Die 9037 flog den 6. bzw. 3. Konkurs im Club. Zum 3.Wertungsflug Laval waren ja 2 Wochen Luft, aber bei der Übergabe an die Einsatzkommission merkte ich, dass sie am Abend noch ihr 1. Ei legen musste. Vor Schreck setzte ich sie trotzdem und begrub zugleich meine Hoffnungen auf ein gutes Abschneiden von ihr. Aber es kam anders. Die ersten Meldungen von Laval gingen ein und um 21.23 Uhr sprang die 9037 ein, das 2. Ei noch an Bord um es 10 Minuten später gelegt zu haben. Wahnsinn dachte ich. Leider nahm weder sie noch ihr Vogel das „halbe Gelege“ an. Ich lies beide zusammen und hoffte auf ein vollständiges Gelege zu Le Mans. Der Plan funktionierte auch nicht, denn das 1. Ei fiel am Mittwoch und das 2. Ei demzufolge am Freitag im Express. Nun wurde der Auflass auf Sonntag verlegt und die ersten Meldungen kamen noch am selben Abend. Montag früh rief die Pflicht und keine Spur von der 9037. Glücklicherweise hatten meine Kinder Ferien und schauten für den Papi immer mal auf das Konstantiergerät. Dann kurz nach dem Mittag rief mich mein Sohn Henry an und verlas mir die gute Nachricht über die Rückkehr der 9037. Immerhin schaffte sie es noch mit „Ach und Krach“ in die Preise. Hmm, ein bisschen zu viel in letzter Zeit für dich, dachte ich, als ich sie am Abend griff. Doch dann kam die Wahrheit ans Licht. Unterwegs musste sie die Bekanntschaft eines Raubvogels gemacht haben, der ihr eine Deckfeder des linken Flügels und mehrere kleinere Federn raus riss. Dann blieb auch noch ihr Vogel „431“ aus und ich dachte an das Saisonende für Züchter und Taube.




Foto: Pohl - 09327-13-9037 blau Weibchen


WSC-MDL:

Aber Du hattest die Taube dann doch noch einmal eingesetzt. Was hat Dich dazu bewogen?

Stefan Pohl:

Im Laufe der folgenden Woche verbrachte sie ihre Zeit mit einem Zuchtweibchen im Witwenschlag. Dann irgendwann meldete sich der Vorsitzende Sven Kummer bei mir und fragte, ob ich für den Wettflug Messac den Transport unserer Clubtauben zu den Bayern kurzfristig übernehmen könnte. Spontan sagte ich zu, dachte aber 300-400 Km fahren ohne eine einzige Taube mitzugeben? Der Einsatztag kam. Ich griff am Morgen die 9037 und dachte, woher nimmt diese Taube nur diese Kraft und diese Form. Ich lies sie allein über Schaala kreisen, um die Lücke im Deckfederwerk nochmals zu beurteilen. Es war nicht wegzureden, die Lücke von 2 cm war da. Dann spielte ich mit dem Feuer und nahm sie mit zum Einsatz. Sportfreund Frank Heyer aus der RV Neuhaus nahm sie zum Einsatz in die Hand und riet mir noch von ihrem 5. Flug infolge ab. Flügelstempel wurden angebracht, Körbe verplombt, verladen und los ging es. Die folgenden 2 Tage waren nicht leicht für mich. Leider waren auch die Bedingungen für eine eigene Clubliste mit 33 gesetzten Tauben nicht gegeben und in der Bayernliste ist es ja für uns Thüringer nicht unbedingt einfacher. Doch am Sonntag um 11.36 Uhr war das Unglaubliche war geworden. Die 9037 kam trotz beschädigter „Decke“ als 9. Clubtaube und belegte damit den 163. Konkurs im Bayernmarathon gegen 543 Mitstreiter.




Leistungsübersicht der "9037"


WSC-MDL:

Man sieht Dir die Erleichterung an. Hast Du überhaupt schon Kinder aus der „9037“ gezüchtet?


Stefan Pohl:

Jetzt ist sie gepaart an ihren Neffen „2218“, dessen Vater „978“ war im Jahr 2015 bester jähriger Vogel im WSC Mitteldeutschland. Die Kinder daraus werde ich direkt in den Zuchtschlag setzen. Im nächsten Jahr soll sie wieder „angreifen“ und weitere Preise erfliegen.


WSC-MDL:

Vielen Dank für diese emotionalen Schilderungen aus dem Leben einer „Amazone der Weitstrecke“.


Kontakt:
Stefan Pohl
Erfurter Straße 60
07407 Rudolstadt/OT Schaala
Tel.: 03672 - 480088






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